Leichter mit Bahn & Bike zum Walberla
Feierliche Einweihung der E-Bike-Ladestation am Bahnhof Kirchehrenbach
Gemeinsam eröffneten die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister der ILE Fränkische Schweiz AKTIV am Donnerstag, 19.09.2024 die neue Ebike-Lademöglichkeit am Bahnhof Kirchehrenbach.
20 Gemeinderäte und interessierte Personen waren der Einladung von Bürgermeisterin Anja Gebhard gefolgt, um das erfolgreiche Projekt zu feiern. „Mit unseren drei neuen E-Bike-Ladesäulen am Bahnhof, am Rathaus sowie an der Schule verbessern wir das Mobilitätsangebot in der Fränkischen Schweiz ganz konkret“, freute sich die Bürgermeisterin und sie ergänzte: „Diese E-Bike-Ladestationen stehen nicht allein, sondern sind eingebunden in ein Forschungsprojekt der TH Nürnberg, unter der Leitung von Prof. Bohlinger“.
Aus dem Arbeitsteam der TH Nürnberg begrüßte sie daher auch den Mobilitätsexperten Andreas Vogler, der im Jahr 2021 die Vorstudie „BahnAutonom Bayern 2029 am Beispiel der Fränkischen Schweiz“ verfasste. Andreas Vogler koordinierte die Etablierung der Ebike-Ladesäulen und erläuterte, dass die Ladestationen auch als Reallabor dienen sollen, um alternative Mobilitätsangebote zum PKW zu untersuchen. „Letztendlich geht es immer auch um die Frage, wie durch Mikromobilität die `letzte Meile` zum Schienenpersonenverkehr und ÖPNV verbessert kann und wie Schnittstellen zur Mikromobilität für die Reisenden attraktiver gestaltet werden können. Dies betrifft sowohl die Einwohner, als auch die Touristen, die jedes Wochenende zum Walberla strömen und die jetzt in Kirchehrenbach eine sehr gute Ladeinfrastruktur vorfinden“.

Verkehrsexperte Andreas Vogler (links) plädiert für mehr "Mikromobilität" in der Fränkischen Schweiz, Thomas Thiem, Erster Bürgermeister aus Waischenfeld (Mitte) begutachtet die neue Ladestation, anwesende Gäste zeigen sich beeindruckt vom Konzept der Mobilitätsstation (rechts).
Die Ladestationen sind eine deutliche Aufwertung des Bahnhofs Kirchehrenbach und ergänzen die bestehende Radabstellanlage. Ihr Design zeigt eine gelungene Illustration des Walberlas, im Vordergrund ist Kirchehrenbach angedeutet. Die Ladesäulen sind ohne Registrierung nutzbar. An den Ladesäulen gibt es je zwei integrierte Ladekabel für zwei E-Bikes, diese können über je drei verschiedene Ladestecker jederzeit schnell und kostenlos Strom geladen werden.
Andreas Vogler appellierte an die Eigenverantwortung der Bürgerinnen und Bürger die Ladestation sorgsam zu behandeln: „Wenn wir es nicht schaffen, Dinge, die uns allen gehören und die wir alle nutzen dürfen, also die öffentliche Infrastruktur, sorgsam zu behandeln, dann versagen wir als Gesellschaft, und nicht als Staat.“
Er motivierte außerdem dazu, mehr Rad zu fahren und die Kombination „Bahn& Bike“ mehr auszuprobieren. Durch sogenannte „Mobilitätsstationen“ an der Bahnstrecke könnten die Kommunen der Fränkischen Schweiz wieder näher an Bus und Bahn gebracht werden. „Mikromobilität in Form von E-Bikes ist hier der Schlüssel. Doch dafür ist es notwendig, dass Radwege in der Fränkischen Schweiz konsequent ausgebaut werden und Radfahrer sich nicht als Verkehrsteilnehmer zweiter Klasse fühlen müssen, weil ein Radweg plötzlich abrupt endet und man zum Schieben aufgefordert wird.“ Er betonte hierbei auch den gesundheitlichen Aspekt des Radfahrens und rechnete vor, dass ein Kilometer Fahrradfahren der Gesellschaft 16 Cent einbringt, während 1 km Autofahrt die Volkswirtschaft 16 Cent kostet. Im Anschluss folgten mehrere Empfehlungen, wie die Ladestation von Kirchehrenbach als Ausgangspunkt für weitere Verbesserungen für die Mobilität in der Fränkischen Schweiz genutzt werden kann:
- Konsequente Priorisierung von Radverkehr in der Fränkischen Schweiz
Als abschreckendes Beispiel nannte er hier die Brücke vor Gosberg, wo der Radweg von Pinzberg plötzlich abbricht und die Radfahrer zum "absteigen und schieben“ aufgefordert werden. - Konsequenter Ausbau des Radwegenetzes und Planung durchgehender Radwege
Als Beispiel nannte er hier den Radweg von Gosberg nach Wiesenthau, der vor der Haltestelle abbricht. - An allen Bahnhöfen überdachte und überwachte E-Bike Stationen
- Mehr Platzangebot für Fahrräder in den Regionalzügen
Hier verwies der Verkehrsexperte auf das Beispiel Vorarlberg, wo neue Regionalzüge im Einsatz sind, die ein kombiniertes Fahrradabteil bieten, das Platz für 19 Räder hat und das Ein- und Aussteigen barrierefrei und ohne große Umstände erfolgen kann.. - Fahrrad Pannenservice
Hier gibt es bereits Angebote vom ADFC und ADAC. - Mobilitätsgarantie für Fahrradfahrer und/oder ÖPNV Nutzer
Niemand sollte Angst haben, im Regen stehen gelassen, zu werden. - Konsequente Förderung von Fahrradkauf
Über Job.bike, Lastenradförderungeb etc. - Anbieten von Fahrradtechnikkursen
Dies erhöht die Sicherheit und nimmt die Bevölkerung mit. - Teilnahme am DB Radplus Programm
Die Einbindung der lokalen Wirtschaft kann zusätzliche Anreize schaffen. - Konsequenter Ausbau von Lieferdiensten, Paketstationen etc.
- Unterstützende Fahrrad Sharingangebote
Zum Beispiel an den Bahnhöfen der Bahnstrecke zwischen Ebermannstadt und Forchheim. - Einführung eines "Autofreien Sonntags", jeweils von 8:00 - 14:00h.
In Bogota (Kolumbien) ist dies seit 40 Jahren möglich.
ILE Managerin Corinna Brauer lobte das Projekt als ein Beispiel, wie durch Vernetzung und Kooperation das Leben auf dem Land verbessert werden kann – denn die Integrierte Ländliche Entwicklung Fränkische Schweiz AKTIV unterstützte kontinuierlich bei der Koordination zwischen TH Nürnberg und Gemeinde.
Bürgermeisterin Anja Gebhard bedankte sich ausdrücklich bei der TH Nürnberg für das Vertrauen und die Projektidee, denn die Ladestationen wurden komplett von der TH Nürnberg finanziert. Die Gemeinde – hier vor allem der Bauhof Kirchehrenbach – unterstützte bei der Standortauswahl und dem Anschluss. Die Stadtwerke Forchheim liefern den Strom.
Gemeinsam waren sich alle einig, dass das Radfahren in der Fränkischen Schweiz jetzt noch schöner werden kann.