Fachliche Unterstützung in der Landschaftspflege

Wie können die kommunalen Bauhöfe mit dem Naturpark oder dem Landschaftspflegeverband kooperieren? Welche Möglichkeiten einer gegenseitigen Unterstützung gibt es und welche Projekte laufen gerade in der Region?

Beim letzten interkommunalen Vernetzungstreffen der Bauhöfe am Freitag, 15. März 2024 gab es viel fachlichen Input. 20 Bauhofmitarbeiter waren der Einladung des ILE-Managements gefolgt und informierten sich aus erster Hand bei Naturparkranger Martin Kreisel sowie Andreas Niedling vom Landschaftspflegeverband Forchheim über konkrete Unterstützungsangebote. „Wir brauchen Euch, ohne Euch geht es nicht, Ihr braucht uns wahrscheinlich nicht unbedingt“, eröffnete Andrea Niedling den gemeinsamen Austausch.

90% Förderung für Kleinstmaßnahmen und naturschutzfachlich wertvolle Projekte

Martin Kreisel, seit vielen Jahren Ranger im Naturpark Fränkische Schweiz – Frankenjura und hauptsächlich verantwortlich für das Gebiet im Landkreis Bayreuth, stellte zunächst den Naturpark genauer vor. Der Naturpark Fränkische Schweiz – Frankenjura zählt mit seinen 2.300 km² zu den drittgrößten Naturparken in Bayern und den fünftgrößten in Deutschland. 76 Kommunen und sieben Landkreise sind Mitglied im Naturpark. Als Ranger arbeitet Martin Kreisel stets im Spannungsfeld zwischen Landschaftsschutz, Grundstückseigentümern und Erholungssuchenden. Projekte, die der Naturpark konkret in Kommunen durch Förderprogramme unterstützen kann, sind beispielsweise:

  • die Freilegung von verbuschten Magerrasen
  • die Entschlammung von Gewässern
  • das Anlegen von Steilhängen, Lehrpfaden, Steiganlagen und Wanderwegen
  • Wege- und Treppenbau, Wegeabsicherung, Beschilderungen, Wegweiser
  • Die Heckenpflege, -pflanzung, extensive Grünlandpflege
  • extensive Beweidung und Förderung des Biotopverbundes
  • fachliche Beratung in den Themenbereichen Biber, Fledermäuse, Hornissen, Gehölzpflege, Ansaat, Mahd, insektenfreundliche Grünlandpflege

Bei der Anlage von Wanderwegen setzt der Naturpark vor allem auf interaktive Elemente und pädagogisch gut aufbereitete Elemente. „10 Tafeln und drei Bänke reichen heute nicht mehr aus, um eine Fördermaßnahme über den Naturpark umzusetzen“, betont der Ranger. Für Sitzgruppen und Bänke an Wanderwegen kann der Naturpark über die LNPR-Maßnahmen 50% Förderung gewähren. Interessant ist auch die Förderung von 90% für Kleinstmaßnahmen für naturschutzfachlich wertvolle Projekte wie beispielsweise Weiher und Amphibienschutz. Allerdings ist die Projektsumme hier auf 5.000 EUR begrenzt.

Kooperationsprojekt in Pottenstein: Schulhofrenaturierung dank Naturpark und Bauhof

Ein Beispiel für eine solche Kleinstmaßnahme gibt es beispielsweise in der Stadt Pottenstein. Hier wurde an der Graf-Botho-Schule ein Teil des Schulhofes renaturiert und zu einem neuen naturnahen Lebensraum gestaltet mit Sandarium, einer Wasserstelle und Blühpflanzen. Der örtliche Bauhof stellte für die Maßnahme seine Maschinen und die Arbeitszeit seiner Mitarbeiter bereit, der Naturpark plante und unterstützte die Maßnahme finanziell und personell.

Je nährstoffreicher der Boden, desto schlechter für die Artenvielfalt

Außerdem wurden in Kooperation mit der Blühpaktberaterin vom Blühpakt Bayern Wiesenflächen angelegt, bei denen nur noch der Außenrand gemulcht und zweischürig mit dem Balkenmäher gemäht wird. Das Mahdgut wird abgefahren, die erste Mahd erfolgt ab Ende Juni, die zweite im Herbst. Gerade die Trocken- und Magerrasen haben eine große Artenvielfalt: „Je nährstoffreicher der Boden, desto schlechter für die Biodiversität“, erklärte Martin Kreisel und appellierte daher an die Anwesenden: „Es ist entscheidend, dass der Bauhof mit anpackt und dass ihr sagt: „Hier blühen eine Menge toller Pflanzen drauf, wäre besser, wenn wir einen Balkenmäher organisieren.“ Balkenmäher sind beispielsweise in den Bauhöfen von Ebermannstadt und Pretzfeld vorhanden und werden auch an andere Bauhöfe ausgeliehen.

Naturparkranger Martin Kreisel zeigte zum Abschluss konkrete Unterstützungsmaßnahmen für die kommunalen Bauhofmitarbeiter auf:

  • Hilfestellung bei der Anlage von insektenfreundlichen Arealen
  • Beratung bei der Umstellung auf naturnahe Gehölzpflege
  • Zusammenarbeit bei Blühpakt- oder Streuobstpaktprojekten
  • Aufwertung von kommunalen Grünstrukturen („Man kann eine Hecke auch anders pflegen als sie auf Stock zu setzen“)
  • Fachliche Unterstützung des Bauhofteams zu ausgewählten Themen (z.B. Obstbaumschnitt, Biotopschutz, artenreiche Heckenstrukturen

„Wir verlieren unsere wertvollen und artenreichen Flächen durch Flächenfraß oder durch Nichtnutzung. Wichtig sind die Trocken- und Magerrasen. Ihr habt als Bauhöfe die Möglichkeit, die Flächen so zu behandeln, wie es für die Artenvielfalt wichtig ist,“ ist das Resüme des Naturparkrangers.

Landschaftspflegeverband arbeitet Hand in Hand mit Kommunen und Landwirten

Während es beim Naturpark vor allem auch darum geht, den Erholungsraum zu entwickeln, setzt der Landschaftspflegeverband vor allem auf den Erhalt prägender Kulturlandschaftselemente und die Landschaftspflege. Andreas Niedling, Geschäftsführer des Landschaftspflegeverbandes klärt auf: Ähnlich wie der Naturpark, unterstützt auch der Landschaftspflegeverband (LPV) Maßnahmen des Naturschutzes und der Landschaftspflege. Die Besonderheit ist seine Struktur, im Landschaftspflegeverband sind Vertreter des Naturschutzes, der Gemeinden und der Landwirte vertreten, dies schafft Vertrauen und eine gute partnerschaftliche Zusammenarbeit. Andreas Niedling betont: „Der Landschaftspflegeverband genießt ein hohes Ansehen in der Landwirtschaft, weil wir örtliche Landwirte bei unseren Arbeiten einsetzen. 72% der Gesamtkosten der Maßnahmen geht an die Landwirtschaft.“

Die aktuellen Projekte sind sehr unterschiedlich:

  • Beweidung von Magerrasen bei Tiefenstürmig
  • Mähen von Sandlächen
  • Erhalt eines Flachmoores bei Kunreuth
  • Pflege von Magerrasen bei Moggast
  • Pflege von Feuchtwiesen bei Pretzfeld
  • Felsfreistellung am Pfaffenstein und am Quackeschloss bei Gößweinstein
  • Feldfreistellung im Trubachtal
  • Ziegenbeweidung im Trubachtal
  • Pflege der Kopfweiden bei Dörrnhof
  • Sanierung von Kellereingängen, bei denen Fledermäuse bekannt sind
  • Amphibientümpel, Sandgruben, Kleingewässer an der Liasgrube
  • Grabenrenaturierung von Wässerwiesen
  • Amphibienzäune
  • Verbesserung der Laichsituation der Wiesentforelle
  • UrEinwohner-Projekt: „Scherben bringen Glück“-Artenvielfat auf Kalkscherben
  • Schatzkkste Walberla – Natur und Kultur entdecken

Andreas Niedling betont, dass der größte Anteil der Anfragen die Förderung von Streuobstbäumen betrifft: „Es soll sich einfach wieder lohnen, dass die Hochstämme stehen gelassen werden.“

Anlegen von Kleingewässern wird immer wichtiger

Auch das Anlegen von Kleingewässern wird immer wichtiger, denn Amphibien überstehen den Sommer oft nicht, weil es zu wenig regnet. Doch auch bei anderen Themen kann der LPV die Bauhöfe direkt unterstützen:

  • Flankierende Maßnahmen zur Landschaftspflege
  • Ökologische Straßenrandpflege
  • Streuobstschnitt
  • Streuobstpflanzungen
  • Schulungen für Streuobstbäume
  • Schulungen für Naturschutzthemen

 

In der anschließenden Diskussion ging es unter anderem auch um den Biber und die Schäden, die er anrichtet. Martin Kreisel vom Naturpark machte dazu einen interessanten Vergleich und wies darauf hin, dass es den Biber bereits seit 15 Mio. Jahren gibt, den Menschen dagegen erst seit rund 300.000 Jahren. Gleichzeitig steigt die Population der Menschen stetig. Er appellierte daran, den Tieren ihren Lebensraum zu gewähren, sie nicht zu verdrängen und zeigte Beispiele, bei denen Damm-Absenkungen bei Biberbauten vorgenommen wurden, was dazu führte, dass die angrenzenden Wiesen nicht mehr überschwemmt wurden. Über mögliche Damm-Absenkungsmaßnahmen oder Damm-Drainagen informieren der Biberfachberater und die Untere Naturschutzbehörde.

In der Graf-Botho-Schule in Pottenstein entstand durch den Naturpark und den örtlichen Bauhof ein Sandarium auf dem Schulhof (@Naturpark Fränkische Schweiz)

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